Freude bei Apple: Samsung muss Apple 120 Millionen US-Dollar Schadensersatz zahlen? Doch ganz so einfach ist der Ausgang des Gerichtsverfahrens Apple gegen Samsung, das als ultimativer thermonuklearer Atomkrieg gedacht war nicht. Richtig ist: Samsung wird zu Kasse gebeten. Doch die 120 Millionen Dollar sind weit entfernt von der ursprünglichen Forderung von über einer Milliarde Dollar, die Apple im ersten Teil des Patentstreites zugesprochen bekam. Unterm Strich lautet der eigentliche Gewinner des Streites jedoch Samsung… und Google!
Während in einschlägigen Medien am heutigen Tag sicherlich Apple als klarer Gewinner hervorgeht möchten wir hier nochmals betonen, dass der Ausgang des Patentstreites leider weit entfernt vom ursprünglichen Anliegen ist. Des weiteren muss auch Apple Strafe zahlen – 158000 US Dollar gehen an den Kontrahenten Samsung. Und auch wenn dieser Betrag wirklich Peanuts sind: das größte Problem ist der enorme Image-Verlust, denn auch Apple wurde einem Patentverstoß schuldig gesprochen. Damit fällt es folglich Apple deutlich schwerer, Samsung als „Copycat“, Raubkopierer und Buh-Mann der Szene an den Pranger zu stellen.
Kollege Florian Müller zählt die Patente, um die es in diesem Apple vs. Samsung Verfahren ging, mit jeweiligem Ausgang auf. Dabei fällt auf, dass die sogenannten Workarounds um Apple Patente seitens Samsung ein zielführendes Mittel waren (und weiterhin sind?)
- Apple Quick Link Patent: alle Samsung Geräte verstoßen gegen dieses Patent – Workaround mit Nutzung von Teilen des Patentes aber okay
- Apple Unified Search Patent: kein Samsung Gerät verstößt gegen dieses Apple Patent
- Apple Slide to unlock Patent: nicht alle Samsung Geräte verstoßen dagegen – allerdings muss sich Samsung keine Sorgen machen, da ein „Workaround“ vorhanden
- Apple Background Sync Patent: keine Verstöße seitens Samsung
- Apple Autocomplete Patent: bereits im Vorfeld von Richterin Koh als Verstoß bestätigt
- Samsung Patent Nummer ‚449: dies ist das erste non-standard-essential Samsung Patent, für das Apple jemals schuldig gesprochen wurde
Allerdings scheinen die Geschworenen bei einem Patent die Schadenshöhe nicht genau bestimmt zu haben – diese wird am Montag nachgereicht. Apple scheint sich derweil zu freuen – gegenüber Re/Code gibt Apple zu Besten:
[…] Die heutige Entscheidung bekräftigt das, was Gerichte rund um Welt bereits bestätigt haben: Dass Samsung vorsätzlich unsere Ideen gestohlen und Produkte kopiert hat. Wir kämpfen um die harte Arbeit zu verteidigen, die in unsere geliebten Produkte gesteckt wird, wie das iPhone, dem unsere Mitarbeiter ihr Leben widmen um es für unsere Kunden zu entwickeln und bereitzustellen.
Der heutige Tag dürfte in der Tat wegweisend sein, denn wir sehen in diesem Urteil nicht das, was Apple sich erwünschte. Samsung wurde schuldig gesprochen – allerdings hat das Unternehmen deutlich mehr Gewinn mit dem Kopieren von Apple Produkten gemacht als die Summe von lächerlichen 120 Millionen Dollar, die es an Apple zahlen muss.
UPDATE 05.05.2014: Richterin Koh hat nun das Urteil verkündet sowie die Strafzahlung für das vergessene Gerät von 4 Millionen Dollar nachgetragen (dafür aber bei anderen Forderungen 4 Millionen gestrichen). Kurzum: es bleibt bei der Summe an Strafzahlungen die bereits letzte Woche vor dem Wochenende feststand: 119,8 Millionen US-Dollar gehen von Samsung an Apple aufgrund Patentverletzungen.
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