Cellebrite erklärt, warum ein GovtOS keine verwertbaren Beweise liefern würde

Dass bei der „Drittanbieter-Lösung“ im Apple vs. FBI Case Cellebrite die Finger im Spiel hat, dürfte nach deren heutiger Veröffentlichung eigentlich kein Geheimnis mehr sein. Denn passend zu den Gerüchten, sie wären die auserwählten Spezialisten, die das San Bernardino iPhone hacken konnten, releaste die Firma ein White Paper, in dem sie näher auf den Fall eingeht. Eine Bestätigung, dass sie in dem FBI-Fall involviert sind, liefern die Verantwortlichen aber nicht ab.

Forensische Tools für Gerichte müssen spezielle Vorgaben erfüllen

Deren Meinung nach würden in dem ganzen Szenario ein paar wichtige Fragen komplett unter den Tisch fallen. Ein Tool, das dafür genutzt wird, ein iDevice auszulesen, um dann verwertbare Beweise zu erstellen, muss nämlich eine ganze Reihe Anforderungen erfüllen. Anderenfalls sind die gewonnenen Erkenntnisse gerade mal für weitere Ermittlungen gut, dienen aber nicht als tatsächliche Beweise. Unteranderem muss ein solches Tool folgende Punkte erfüllen:

  • Von einer unabhängigen Stelle getestet worden sein
  • Kann das Tool auch dazu genutzt werden, den Angeklagten zu entlasten?
  • Handelte sich um eine forensisch anerkannte Methode?
  • Ist das Tool in der Lage, die Daten auf dem auszulesenden Gerät zu verändern, sprich kann das Tool auch Daten schreiben und erstellen?

Speziell letzterer Punkt scheint aus rechtlichen Gründen schwer zu wiegen. Denn bei der forensischen Untersuchung eines iDevices wird selten der Besitzer/Angeklagte oder ein von ihm bestellter Zeuge anwesend sein. Für eine gerichtsverwertbare Beweissicherung ist dies aber eigentlich notwendig.

War GovtOS nur ein Versuch, neue Überwachungsmethoden etablieren zu können?

Und speziell die Bereitstellung eines GovtOS würde ja beinhalten, dass das Spezial-OS auch in der Lage ist, Daten zu verändern/schreiben. Im Umkehrschluss könnte man jetzt dem FBI unterstellen, dass es hier im Endeffekt nur um einen weiteren Versuch ging, den Bürger noch besser auszuspionieren zu können. Viele gehen davon aus, dass das FBI seine Pläne zur Smartphone-Dauerüberwachung lediglich wegen der Snowden-Enthüllungen auf Eis gelegt hatte und nun bei abflauendem öffentlichem Interesse einfach einen neuen Versuch unternahm.

Da sich Cellebrite mit diesen Aussagen relativ weit aus dem Fenster lehnen, gehen Insider davon aus, dass deren gefundene Methode all diese Punkt erfüllen kann. Genaues wissen wir aber erst, wenn Cellebrite offenlegt, wie sie vorgegangen sind (und das ist sehr unwahrscheinlich) oder das FBI über den andauernden Prozess dazu gezwungen wird, die Daten offenzulegen. Hier geht’s zum White Paper von Cellebrite als PDF.

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