Neues Streaming-Gesetz & Apple Music: Für Spotify & Deezer könnte es eng werden!

In den USA tritt ein bundesweites neues Gesetz in Kraft, dass Streaming-Dienste wie Apple Music, Spotify, Deezer, amazon Musik oder Google Play Music dazu zwingt, Künstlern zukünftig höhere Provisionen zu bezahlen. Die National Music Publisher`s Association (NMPA) gibt an, dass die Streaming-Anbieter zukünftig statt nur 10,5 % ihres Umsatzes nun 15,1 % ihres Umsatzes direkt an die Künstler abtreten müssen. In ersten Statements begrüßen diese Entscheidung einige Künstler. Die NMPA erklärt, dass diese die erhöhten Einnahmen dringend benötigen.

Streaming-Dienste zahlen zukünftig fast 5 Prozent mehr an Künstler & Labels

Auf den ersten Blick klingt das wie eine relativ sinnvolle Entwicklung für Künstler und Musiker. In deren Augen zahlen Streaming-Anbieter viel zu niedrige Gewinne an die eigentlichen Künstler aus und behalten zu viel der Einnahmen für sich selbst.

Argumentiert wird dies damit, dass die Streaming-Anbieter sozusagen die Vermarktung des Produkts komplett für den Künstler übernehmen. Spotify hat 2016 ganz interessante Informationen rausgehauen, die anscheinend heute noch relativ gültig sind. Je nachdem wie bekannt oder unbekannt ein Künstler ist, verdient dieser pro gestreamten Song zwischen 0,006 bis 0,0084 USD.

Was verdient ein Künstler pro gestreamten Song?

Globale Hit-Alben bringen so einen Umsatz von knapp 500.000 $ im Monat, Künstler, die es mit den Alben in die Landes-Top-Ten schaffen, generieren mit ihrem Album ca. 150.000 $ pro Monat. Im Indiebereich reduziert sich dies dann schon auf 76.000 $ im Monat. Klassiker wie zum Beispiel zeitlose Rockalben knacken die 17.000 $ Grenze pro Monat und Nischenkünstler sollen so immerhin auf 3.300 $/Monat mit ihren Alben kommen.

Dabei muss aber beachtet werden, dass eine Vielzahl der Künstler die Rechte an ihren Alben an Musiklabels abtreten und diese Einnahmen dann direkt an die Musiklabels und nicht die Künstler gehen. Künstler werden einmalig für die Produktion und Erstellung des Albums bezahlt und treten danach in der Regel die Rechte ab, wenn sie ihre Produkte nicht selbst vermarkten. Im Grunde profitieren also die Musiklabels am meisten von der neuen Regelung.

Neues Gesetz könnte Anbieter wie Spotify oder Deezer in die Knie zwingen!

Auf der anderen Seite könnte diese Entwicklung dazu führen, dass speziell die kleineren Anbieter wie zum Beispiel Spotify oder Deezer es zukünftig extrem schwer haben werden, weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben. Denn für Apple, Google oder Amazon stellt das Streaming-Angebot nur ein kleines Zusatzangebot ihres Gesamtangebots dar. Bei Spotify hingegen sprechen wir über das einzige Geschäftsmodell.

Apple, Google und Co. könnten eine entsprechende Kostenerhöhung eventuell verschmerzen und müssen diese nicht zwingend auf den Kunden abwälzen. Wie das bei kleineren Anbietern wie Spotify oder Deezer aussieht, steht in den Sternen. Diese haben wahrscheinlich schon extrem knapp kalkuliert, was ihr Preismodell angeht, um überhaupt mit den „Großen“ konkurrieren zu können.

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Kommentare

  1. Uwe Albrecht antwortet

    @Christian das ist nicht ganz richtig dargestellt:

    Firmen wie Google, Spotify, Apple und Amazon haben sich sogar für die Songwriter eingesetzt, damit diese per Urteil eine signifikante Erhöhung des Gesamtprozentsatzes der an Songwriter gezahlten Einnahmen von 10,5 % auf 15,1 % in den nächsten fünf Jahren erreichen konnten.

    Die mechanische (Zwangs)Lizenzierung führt in den USA so zu einer größten Ausgewogenheit zwischen Plattenlabel- und Verlagsraten. Nur zwischen diesen verändert sich die Verteilung. Endkunden wie wir und auch Spotify & Co. bezahlen im 1. Schritt wie bisher die mit den Diensten bzw. Labels ausgehandelten Lizenzgebühren, die danach nur im 2. Schritt mehr in Richtung Songwriter gehen. Es wird nicht mehr Geld erhoben, nur zwischen Plattenlabel und Verlagen (Songschreibern) gerechter verteilt.

    Auf lange Sicht können die Labels ihre Lizenz-Gebüren eher weiter senken, denn das was die an Produktions- und Vertriebskosten durch Streaming einsparen macht fast 80% des gesamten zu verteilenden Kuchens aus. Die Margen der Labels explodieren zur Zeit geradezu und wer heute als Investor einen Katalog mit Songs kaufen will, legt ein Vielfaches hin, um diesen auch zu bekommen. So verwundert es auch nicht, dass die größten Streaminganbieter bessere Konditionen verhandeln konnten. Wer sich heute als Künstler neu auf den Weg macht, verhandelt auch lieber gleich direkt mit Apple, Amazon oder Spotify oder bekommt Zusagen von den Labels, die es früher so nicht gab. Nachdem Downloads und physische Verkäufe zur kleinen Nische geworden sind, wird das Geschäft für alle Marktteilnehmer extrem profitabel. Allerdings sind auch hier wieder die Künstler die letzten in der Kette, die nach zähem Ringen Ihren verbesserten Teil von jetzt wieder größer werdenden Kuchen abbekommen und bei den Künstlern gilt auch die Regel, dass die großen und bekannten Namen eher Direktgeschäfte bekommen, als aufstrebende Künstler, die vom guten automatischen Empfehlungssystem bei Spotify überproportional profitieren.

    Bei allem Klagen über die Raten pro Song sollten laut protestierende Künstler aber auch nicht übersehen, dass der Millionenseller heute ein Milliardenseller ist, also der alte Verkaufspreis gut und gern durch 1000 geteilt werden könnte, um vergleichbar zum Mengenvolumen Streaming zu sein. Billboard rechnet sogar mit 1:1500.

    Vieles ist auch reines Marketinggetöse. Wenn ich an Taylor Swift denke, ist die Frau einfach nur clever und geschäftstüchtig und zieht Apple vorab um ein paar Millionen ab. Apple wiederum hat gar keine andere Wahl, denn die verlieren gerade den Musikmarkt an Spotify und den Videomarkt an Netflix. Da heißt es mit großen Namen kämpfen. Die größer werdende Kluft in den Abo-Zahlen kennt wohl jeder, aber die tatsächliche wöchentliche Nutzung geht im Zeittrend noch viel weiter zugunsten von Spotify auseinander.

    • Christian antwortet

      vielen dank für den ausführlichen Kommentar! Danke für die ausführliche Erklärung, mit diesen Hintergrundinfos sieht das natürlich ein wenig anders aus, da hast Du vollkommen Recht! Werde die Thematik nochmal ausführlich behandeln und dann Deine Infos miteinfliesen lassen. Vor allen die Aspekte des Direkteinstiegs und „Millionenseller zum Milliardenseller“ werd ich mal etwas genauer beleuchten. Also, nochmal Danke für den Input, sorry für verspätetes Antworten & ein schönes Weekend!

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