Apple vs NSA: Sicherheitsbehörden erhöhen Druck auf den iKonzern

Blogger Ben Lovejoy hat einen wirklich guten Artikel verfasst, warum sich Apple auch nicht durch die vergangenen Terroranschläge in Paris von seiner Privatsphäre-Position wegbewegen sollte. Aktuell melden sich nämlich schon erste US-Senatoren, die die Pariser Anschläge als Grundlage für eine Aufhebung von Apple`s Verschlüsselungstechnik sehen. Der Druck auf den iKonzern scheint nun noch weiter anzuwachsen. Ich hab Euch den lesenswerten Wall-of-Text mal kommentarfrei übersetzt:

Die schrecklichen Terroranschläge in Paris haben wohl jeden tief erschüttert. Es handelte sich einfach um eine unmenschliche Tat, die die Zivilgesellschaft in Angst und Schrecken versetzte. Und es gehört zu den natürlichen Verhaltensweisen, dass Bürger nun Forderungen an den Staat und seine Sicherheitsbehörden stellen.

In solchen Zeiten besteht aber auch immer die Gefahr, dass politische Entscheidungen auf einer eher emotionalen als einer rationalen Basis getroffen werden. Dafür gibt es gute Beispiele aus der Vergangenheit, eines betrifft uns aber aktuell: Der Kampf zwischen Apple und den staatlichen Behörden hinsichtlich der aktuellen Verschlüsselung der iDevices.

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Bis jetzt gibt es unbestätigte Hinweise darauf, dass auch die Terroristen aus Frankreich über verschlüsselte Kanäle kommunizierten. Und um ganz ehrlich zu sein, es wäre auch wirklich erstaunlich, wenn diese auf eine konspirative Kommunikation verzichtet hätten.

Eigentlich leben wir in einer Welt, in der es theoretisch möglich wäre, so gut wie jedes Verbrechen zu verhindern. Dafür müsste man Kameras an jeder Straßenecke und in jedem Gebäude aufstellen und zusätzlich jedem Menschen einen GPS-Chip unter die Haut pflanzen. Gleichzeitig könnten wir jeden dazu zwingen, all seine Fingerabdrücke und einen DNA-Abstrich abzugeben und diese Daten dann in einer globalen Datenbank sammeln. Zu guter Letzt könnte man das Aufhängen von Vorhänge und Rollos an Privatwohnungen verbieten, und so weiter…

Aber keine dieser Maßnahmen setzen wir um, weil wir unsere Privatsphäre als höheres Gut bewerten als unser Sicherheitsempfinden. Und dass, obwohl wir wissen, dass wir so die Verbrechensrate drastisch senken könnten. Besonders deutlich wurde dies an den Reaktionen der Bevölkerung auf die Snowden-Enthüllungen. Staatliche Übewachung von Verbrechern wird von der Gesellschaft gewünscht, ein massenhaftes Ausspähen aller Bürger aber abgelehnt.

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Nach wie vor bleiben aber unumstößliche Argumente, warum Apple seine Verschlüsselungstechniken nicht ändern sollte, egal wie groß der Druck seitens des Staates werden sollte.

Apple’s technische Argumentation hinsichtlich der Privatsphäre ist den meisten bekannt. Selbst wenn die Strafverfolgungsbehörden fordern würden, eine verschlüsselte iMessage zu entschlüsseln, könnten sie dies gar nicht. Sie besitzen eben nicht den passenden Key dafür.

„Verschlüsselte Systeme sind sicher oder eben nicht.
Hier gibt es keine Grauzone!“

Apple hat mit der Behauptung vollkommen Recht, dass sobald sie ein Hintertürchen für die NSA & Co einbauen, auch Hacker innerhalb kürzester Zeit diesen Zugang nutzen könnten. Das ist ähnlich wie mit einer Schwangerschaft: Es gibt kein verschlüsseltes System, das nur „ein bißchen“ unsicher ist. Genauso wenig wie man nur „ein bißchen“ schwanger sein kann. Verschlüsselte Systeme sind entweder sicher oder nicht, und wenn sie nicht sicher sind, werden sie garantiert geknackt. Punkt.

Zu guter Letzt würde eine entsprechende Umstellung rein gar nichts bewirken. Terroristen werden immer einen neuen Weg finden, sicher und unerkannt zu kommunizieren. Es wäre eine fatale Annahme, davon auszugehen, dass ein Verbrecher sein iPhone  weiterhin nutzt, wenn er weiß, Apple schraubt an der Verschlüsselung. Es gibt so viele andere Wege, unentdeckt zu kommunizieren, als über eigentliche Chats oder Gespräche. Man nehme eine Schach-App auf dem iPhone, vereinbart einmalig bestimmte Codes für spezielle Eröffnungssequenzen oder Spielzüge/Figuren und schon steht die sichere Kommunikation.

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Abschließend heißt das, ein Verzicht auf verschlüsselte Daten und damit verbundene Privatsphäre würde gleichzeitig bedeuten, dass wir ein essentielles Prinzip unserer freien Gesellschaft opfern. Dies würde dazu führen, dass nicht nur unsere Regierung, sondern auch fremde Regierungen und Verbrecher über kurz oder lang Zugang zu all unseren Daten erlangen könnten. Und das würde keinen Terroristen davon abhalten eine Straftat zu begehen. Und daher gibt es für Apple keinen Grund, sich dem aktuellen Druck zu beugen.

Den Originalartikel findet Ihr hier.

Was haltet Ihr von Lovejoys Meinung? Teilt Ihr diese oder seht Ihr das ganz anders als er?

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