Verschlüsselung: FBI fordert Spezial-iOS-Version von Apple

Auch die Attentäter von San Bernardino, die 14 Menschen bei ihrem Bluttat töteten, haben ein iPhone 5c zur Kommunikation genutzt. Das FBI hat versucht, dieses iPhone zu knacken, leider erfolglos. Anscheinend ist es diesen tatsächlich nicht möglich, die PIN-Abfrage des iDevices zu umgehen. Das FBI erwartet nun von Apple Hilfe, beim Knacken des Smartphones.

Daraufhin hat sich der iKonzern gezwungen gesehen, einen offenen Brief an seine Kunden zu veröffentlichen, in dem sich Apple zur aktuell verfahrenen Situation äußert. Denn das FBI versucht genau mit dem anfänglich genannten Vorfall, die öffentliche Meinung auf seine Seite zuziehen: Staatliche Behörden benötigen Zugang zu jedem Smartphone und Tablet, egal von welchem Hersteller. Apple unterstützt mit der Verweigerung indirekt Terroristen, wie die San Bernardino Attentäter.

Was fordert das FBI in dem speziellen Fall?

Da es sich bei der Aufforderung des FBIs um einen ganz speziellen Fall handelt, mussten die FBI-Verantwortlichen genau definieren, was sie eigentlich von Apple wollen. In diesem Fall soll der iKonzern:

  • Die Verzögerung zwischen verkehrt-eingegebenen Pins entfernen, sodass unendlich viele Pins in Folge eingegeben werden können
  • Diese Pin-Zahlencodes sollen digital übertragen werden können und nicht händisch eingegeben werden müssen
  • Die integrierte Löschfunktion, die nach einer bestimmten Anzahl Fehleingaben die Inhalte des iPhones löscht, soll deaktiviert werden

Kurz gesagt: Das FBI möchte einen Brute-Force-Angriff auf das betroffene iPhone durchführen, um dieses so zu knacken. Dabei werden einfach in Folge alle möglichen Zahlenkombinationen eingegeben, bis man die richtige trifft. Apple soll in diesem Fall eine modifizierte iOS-Version genau für dieses eine iPhone entwickeln, dass dann beim Aufspielen die aktuelle iOS-Version so weit überschreibt, dass die gespeicherten Inhalte nicht verändert werden. Diese modifizierte Version soll dann nur mit diesem einen iPhone „harmonieren“. Sollte Apple aber „einen besseren Vorschlag haben“ dann könnte der iKonzern diesen dem FBI gerne mitteilen.

Brute-Force-Apparatur zur PIN-Entschlüsselung (Bildquelle: http://wccftech.com/bypass-iphone-passcode-tiny-box/)
Brute-Force-Apparatur zur PIN-Entschlüsselung (Bildquelle: http://wccftech.com/bypass-iphone-passcode-tiny-box/)

Mit Cook wird es keine iOS-Backdoor geben

In seinem Schreiben erklärt Tim Cook nun nochmal ausführlich, warum der iKonzern ein Hintertürchen in seinem iOS-System ablehnt: Dieses könnte im schlimmsten Fall nicht nur von staatlichen Behörden, sondern auch von Kriminellen genutzt werden. Ein Kernbestandteil von iOS ist die Privatsphäre der Nutzer. Und wenn man bedenkt, wie viele Daten so ein iDevice sammelt (Gesundheit, Finanzen,…) dann ist dieses Vorgehen eigentlich auch wirklich verständlich. Nach Cooks Aussagen würde es ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellen, wenn diese Daten in falsche Hände gelangen würden. Daher kann nicht mal der iKonzern selbst auf die persönlichen Daten der iPhones seiner Kunden zugreifen. Auch wenn das FBI dieses Spezial-iOS jetzt nur für ein Gerät wünscht, würde die Bereitstellung einer solchen  Version der Veröffentlichung eines Masterkeys gleichkommen, der auch auf allen anderen iPhones zum Einsatz kommen könnte. Und auch wenn das FBI „verspricht“, dieses iOS nur für das eine Smartphone zu nutzen, besteht die Gefahr, dass so Millionen iPhones geknackt werden könnten.

Apple müsste nun nach Cook‘s Aussage genau die iOS-Entwickler, die verantwortlich für die Verschlüsselung sind, dazu einsetzen, diese jahrelange Arbeit zu zerstören, in dem sie Lösungen entwickeln, mit denen diese Standards ganz einfach ausgehebelt werden können.

Für Apple bleibt aber eine kleine Option übrig: Denn bei dem FBI-Gesuch hat der iKonzern immer noch die Möglichkeit, darauf zu bestehen, dass die Forderungen als „unzumutbar beschwerlich“ einzustufen sind und der iKonzern daher diesen nicht nachkommen kann. Es ist davon auszugehen, dass Apple genau diesen Weg einschlagen wird.

Sicherheitsfirma will Möglichkeit gefunden haben, PIN-Abfrage zu knacken

Die Sicherheitsfirma Trail of Bits hat aber angeblich eine Möglichkeit gefunden, die PIN-Abfrage zu knacken. Sollte dies stimmen, dann hat Apple jetzt ein echtes Problem. Denn dann könnte der iKonzern sich nicht mehr darauf versteifen, dass ein Knacken technisch nicht möglich sei, und es bliebe nur der Standpunkt des Privatsphäre-Aspekts. Hier gelangt Ihr zu dem Blog-Artikel von Trail of Bits.

FBI & CIA: Stimmungsmache gegen Apple

Diese öffentliche Debatte wurde erst vor kurzem mit einem Interview des CIA-Chefs angeheizt: Das CIA gab bekannt, dass sie den Paris-Attentätern zwar auf der Spur waren, deren verschlüsselte Kommunikation aber nicht knacken konnte. Beweise für diese Aussage konnten das CIA bisher nicht liefern. Diese Aussage passt aber perfekt zur aktuellen Stimmungsmache gegen Apple. Ob das so alles noch im Interesse der Bürger ist, was deren gewählte Vertreter da aktuell veranstalten, bleibt fraglich. In diesem Sinne:

Bildquelle: netzpolitik.org
Bildquelle: netzpolitik.org

Quellen: Spiegel Online, 9to5mac, Apple

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