Ex-Apple-Entwickler liefert interessante Einblicke in Watch-Entwicklung

Ein ehemaliger Apple-Entwickler hat fastcompany ein Interview gegeben und lieferte dort interessante Einblicke in den damaligen Entwicklungsprozess des Konzerns. Bob Messerschmidt arbeitete selbst drei Jahre lang bei Apple, nachdem der Konzern dessen Startup aufgekauft hatte. Um genau zu sein, hatte Bob Messerschmidt in seinem Startup den Herzfrequenzsensor entwickelt, der dann von Apple in seiner Watch verbaut wurde. Speziell das Verhältnis zwischen Ive’s Designabteilung und den technischen Entwicklern wird in dem Interview beschrieben:

Messerschmidt liefert dafür auch gleich ein Praxisbeispiel aus der Entwicklungszeit der Watch. Er erklärte, er habe an einem Meeting teilgenommen und den anwesenden Designern erklärt, wo er seine Sensoren (Unterseite des Armbandes) anbringen möchte, um möglichst genau Messergebnisse liefern zu können. Sofort entgegneten ihm die Designer, dass dies „sicher nicht der Weg sei, den Apple einschlagen möchte.“ Der aktuelle Fashion- und Modetrend gehe dahin, dass Kunden ihre Armbänder regelmäßig wechseln möchten. Und in dem Fall würden verbaute Sensoren in den Armbändern einfach nur stören (Anm. d. Red.: Wohl eher auch ein Kostenaspekt: Armbänder lassen sich extrem günstig herstellen und werfen dann im Store einen ordentlichen Gewinn ab. Zusätzliche Sensoren würden die Produktionskosten wieder nach oben treiben!).

In einem darauf folgenden Meeting bot Messerschmidt an, die Sensoren an der Unterseite der Uhr anzubringen. Um genaue Ergebnisse erhalten zu können, müssten Anwender die Watch aber sehr eng anliegend tragen, erklärte er den Designern. Das gefiel den Designern nicht, da Kunden ihre Uhren eher „locker“ am Arm baumeln lassen wollen und nicht eng-anliegend tragen würden.

Man könnte jetzt annehmen, dass ein solches Verhalten speziell auf Entwicklerseite für Frustration gesorgt hätte. Dem sei aber nicht so gewesen, so Messerschmidt. Die Designer lieferten während des gesamten Entwicklungsprozesses sinnvolle Einwände, die die Nutzererfahrung betrafen. Als technischer Entwickler musste man hier manchmal etwas „umdenken“. Das sei am Ende aber eben extrem wichtig, um ein hervorragendes Produkt entwickeln zu können, dass genau die gewünschten Nutzervorgaben erfüllt. Das sei in seinen Augen auch mit einer der Kernpunkte des Erfolgs von Apple. Apple wartet in der Regel, bis ein technisches Produkt eines Konkurrenten sich am Markt etabliert. Danach liefert Apple eine Weiterentwicklung des Produktes, bei dem das Konkurrenzprodukt in Sachen Nutzererfahrung nicht mithalten kann.

So könnte dies auch mit der VR-Entwicklung ablaufen, erklärt Messerschmidt. Aktuell sei noch nicht klar, wohin die Reise gehen wird. Wenn Sony im Herbst sein kostengünstiges VR-Set für seine Nextgen-Konsole rausbringt, könnte sich das ändern [Anm. d. Read.]. Apple schaut sich an, was Sony da so abliefert und präsentiert dann ein VR-Produkt, das genau dort ansetzt, wo das Einführungsmodell von Sony schwächelt.

Zum Ende des Interviews kritisiert der Ex-Mitarbeiter dann noch die übertrieben hohe Geheimhaltung im Konzern. Steve Jobs war es extrem wichtig, bei seinen Keynotes immer etwas Neues und Überraschendes präsentieren zu können. Ohne maximale Geheimhaltung wäre dies sicher nicht möglich gewesen. Die Geheimniskrämerei heute trage in erster Linie dazu bei, den Mythos Apple aufrecht zu erhalten. Aufgrund der hohen Geheimhaltungsstufe denken die meisten Menschen, Apple werkelt mal wieder an etwas besonders wichtigen, obwohl dies gerade gar nicht der Fall ist, so Messerschmidt.

Nach dem Tod von Steve Jobs habe sich im Unternehmen vieles verändert und das nicht nur zum positiven, so Messerschmidt. Wenn man ihn fragt, ob Apple auch ohne Steve weiterhin so erfolgreich sein kann, sei seine eindeutige Antwort „Nein!“. Hier geht’s zum ausführlichen fastcompany.com Interview.

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