Kongress-Anhörung: Punktsieg für Apple?

9to5mac Blogger Ben Lovejoy hat sich die Mühe gemacht, mal die wichtigsten Aussagen der FBI vs. Apple Anhörung herauszusuchen. Anhand dieser Analyse wertet der Blogger die Anhörung als einen eindeutigen Punktsieg für Apple mit den bessern „Totschlag“-Argumenten.

Argumente des FBI:

Der FBI Director hat von sogenannten „Warrant Proof Spaces“ gesprochen. Darunter versteht Comey Gerätschaften wie das iPhone, die auch nicht mit einem richterlichen Beschluss durchsucht werden können. Zu dieser Aussage muss man wissen, dass ein solches Search Warrant in den USA nicht leichtfertig ausgestellt wird. Zuvor muss ein Richter genau abwägen, ob er ein solches Gesuch überhaupt erlauben kann. Liegt er falsch, hagelt es Zivilklagen der Durchsuchten ohne Ende. Wird dieses aber ausgestellt, ist dies in der Regel hieb und stichfest. Der FBI Director führt aus: „Mit einem solchen Search Warrant durchsuchen wir Autos, Gebäude und lassen Anwohner auch ihre verschlossenen Safes öffnen oder öffnen diese selbst. Also warum nicht auch ein iPhone?“

FBI Director (Bildquelle  Youtube House Committee on the Judiciary Hearings)
FBI Director (Bildquelle Youtube House Committee on the Judiciary Hearings)

Comey führte weiter aus, dass eine Verweigerung Apples auch dazu führen werde, dass die Tools des FBI immer „nutzloser“ werden. Und das ginge auf Kosten der Bevölkerung, die ja erwarten, dass man sie mit diesen Tools ausspioniert…äh ich meine natürlich schützt. ;-)

Der FBI Mann erklärt außerdem, dass sie nicht in der Lage seien, an die Daten ranzukommen, ohne das Apple ihnen hilft. Und er sei davon überzeugt, dass sich Apple in erster Linie um die Produktion und den Verkauf von Smartphones kümmern sollte, nicht aber um den Schutz von Bürgerrechten. Dafür sei das FBI nämlich da.

US-Abgeordnete im Kongress während der Anhörung (Bildquelle  Youtube House Committee on the Judiciary Hearings)
US-Abgeordnete im Kongress während der Anhörung (Bildquelle Youtube House Committee on the Judiciary Hearings)

Unter den Fragen der Repräsentativen des Abgeordnetenhauses kam dann noch ein recht interessanter Punkt: Ein inhaftierter Straftäter habe während seiner Haftzeit gesagt, iOS 8 sei ein Geschenk Gottes, da dessen Daten ab sofort komplett verschlüsselt sind. Besagter Gefangener war aber so „klug“, diese Aussage an einem überwachten Gefängnistelefon zu äußern. Mit dieser Info entkräftete ein anderer Representative des Hauses diese Aussage wieder etwas. Seiner Meinung nach habe er volles Vertrauen, dass wir mit den aktuellen technischen Möglichkeiten genau solche „Bad Actors“ finden können, solang sich diese so dumm verhalten (Vor dem Telefon hing ein Schild auf dem stand, dass Gespräche an diesem Apparat aufgezeichnet & ausgewertet werden!).

Argumente von Apple:

Apple auf der anderen Seite liefert die bereits mehrfach genannten Argumente. Einmal ein solches Tool rausgegeben und alle iPhone sind erstmal angreifbar. Punkt. Dieser Schritt könnte niemals mehr rückgängig gemacht werden. Und da ein GovtOS nicht nur für den Hack bestehen müsste, sondern während des gesamten laufenden Prozesses als Beweismittel komplett funktionstüchtig verfügbar sein müsste, würde sich auch der Zeitraum der Unangreifbarkeit aller iPhones drastisch erhöhen. In dieser Zeit hätte das FBI eventuell schon alle iPhones gehacked, die sie so besitzen.

Apple Anwalt (Bildquelle  Youtube House Committee on the Judiciary Hearings)
Apple Anwalt (Bildquelle Youtube House Committee on the Judiciary Hearings)

Außerdem werde das Tool nicht nur die Produktreihe des iPhone 5c betreffen, sondern das Tool könnte auf jedes aktuelle und auch die neusten Modelle ausgeweitet werden. Außerdem könnte ein solches Tool auch immer in kriminelle Hände fallen. Auch beim FBI gibt es Mitarbeiter die gelegentlich nicht so ganz „integer“ sind.

Apple beruft sich außerdem auf den Privatsphäre-Aspekt: Jeder Mensch hat das Recht, legale Sachen zu verstecken. Und in Zeiten, in denen Smartphones Geldbörse, Kommunikator, Authentificator und vieles mehr darstellen, gibt es hier auch immer wieder Inhalte die man gerne im Geheimen halten würde. Ähnlich dem Wandsafe zuhause.

Sewell und Kollegen betreten die Zeugenbank  (Bildquelle  Youtube House Committee on the Judiciary Hearings)
Sewell und Kollegen betreten die Zeugenbank (Bildquelle Youtube House Committee on the Judiciary Hearings)

Apples Anwälte führten nochmal aus, dass auch andere Länder ein solches Tool fordern werden,  wenn die US-Regierung mit der Forderung durchkäme.

Außerdem wiesen die Appel Anwälte auf das von Snowden vorgeschlagene Chip-de-Capping hin, welches in Hackerkriesen wohl durchaus Erfolge erzielen kann. Einen ähnlichen Vorschlag hatte auch McAfee geliefert. Mir fehlen da einfach die Programmierkenntnisse, um das Nachvollziehen zu können, ob es denn nun funktioniert oder nicht. Die FBI Verantwortlichen sollen diesbezüglich einfach mal bei der NSA anklopfen, die können da weiterhelfen, führte die Appel Anwältin leicht verschmitzt aus.

US-Abgeordnete im Kongress während der Anhörung (Bildquelle  Youtube House Committee on the Judiciary Hearings)
US-Abgeordnete im Kongress während der Anhörung (Bildquelle Youtube House Committee on the Judiciary Hearings)

Schwergewichtigstes Argument von Apple ist aber nach wie vor der Bezug auf die verfassungsrechtliche freie Rede und dass Apple sich aktuell von der Regierung gezwungen sieht, etwas zu „sagen“ (programmieren) was sie gar nicht „sagen“ (programmieren) wollen. Mit diesem Argument, sollten sie dieses so durchboxen können, hätte Apple ein echtes Totschlagargument in der Tasche: Denn die Verfassung und gerade die freie Rede ist den US-Bürgern Gold wert. Und mit diesem Argument hat Apple die Anhörung eigentlich gewonnen und einen Punktsieg einfahren können.

Quelle: 9to5mac

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