Der Wirtschaftsjournalist Nils Jacobsen von meedia.de hat sich ausführlich mit dem Apple CEO Tim Cook beschäftigt und stellt diesem ein etwas schlechteres Zeugnis aus, als die Kollegen von CNET. Seiner Meinung nach hatte der Jobs-Nachfolger in seiner fünfjährigen Laufzeit ein paar schwerwiegende Fehler gemacht. Statt die Erfolgsgeschichte von Apple mit neuen Innovationen voranzutreiben, hat Cook den „Apple Erfolg lediglich verwaltet“, so der Journalist.
Jacobsen: „Cook hat den Erfolg von Apple lediglich verwaltet!“
Vor fünf Jahren übergab Jobs krankheitsbedingt seinem Kollegen Tim Cook die Führung des Konzerns. Cook hatte zuvor schon acht Monate die Geschäfte in Vertretung geführt. Jobs beendete seine Karriere damals mit der Aussage, dass Apples innovativste Tage noch vor uns liegen würden.
Cook hatte es geschafft, den Erfolg des Unternehmens in den letzten fünf Jahren zu verdoppeln, den Aktienkurs von 53 auf ca. 110 USD hochzutreiben und auch die Nettogewinne haben sich fast verdoppelt. Wenn man jetzt aber mal Vergleichszahlen zur Hand nimmt, wie Konkurrent Alphabet oder Facebook, dann schafft Apple in fünf Jahren lediglich ein Plus von ca. 113 Prozent, Alphabet dagegen ein Plus von 224 Prozent und Facebook ebenfalls ein Plus von knapp 244 Prozent. Amazon führt das Ranking mit einem Plus von 324 Prozent an!
Die iPhone-Absätze dieses Jahr sind innerhalb weniger Monate immer weiter geschrumpft, die Markterschließung in China und Indien haben nicht den Erfolg gebracht, wie erwartet. Jacobsen geht daher davon aus, dass Cook in den letzten fünf Jahren noch von Jobs Erfolgen profitieren konnte, mittlerweile dies aber nicht mehr möglich ist, wie die aktuellen rückläufigen Zahlen zeigen.
Cook hat Phabletmarkt zu spät erschlossen
Jacobsen erklärt, dass Cooks erster großer Fehler war, das Wachstum des Phablet-Marktes zu unterschätzen. 2013 liefert Samsung mit seinen „großen“ 5,X-Zollern neue Maßstäbe und Apples kompaktes iPhone 5/5s sah dagegen auf einmal gar nicht mehr so modern und „neu“ aus. Ein 5,5-Zoll großes iPhone kam erst drei Jahre nach Antritt als CEO auf den Markt. Mit einer frühzeitigen Phabletstrategie hätte Cook hier zeitnah gegensteuern müssen, so Jacobsen.
Als erstes „eigenes“ Produkt, das allein unter der Federführung Cooks entstand, gilt die Apple Watch. Bis heute hält sich Apple mit Verkaufszahlen bedeckt, eine echte Erfolgsgeschichte sieht anders aus, so Jacobsen. [Anm. d. Red.: Über diesen Punkt kann man aber sicherlich streiten, da die Erschließung des Smartwatch-Marktes durch Apple dem gesamten Marktsegment geholfen hat.]
Außerdem bescheinigt der Journalist dem CEO massive Fehler in der Nutzung der Barreserven des Konzerns. Statt mit den mittlerweile 150 Milliarden USD große Investitionen in Wachstumsstarke Erfindungen zu stecken, setzt Cook auf Aktienrückkäufe und Dividendenausschüttungen. Schön für die Investoren, bringt nur eingefleischten Technikfans nicht viel. Der Journalist geht davon aus, dass Apple sowohl Facebook bei dessen Börsengang als auch später dann Netflix oder Tesla problemlos hätte aufkaufen können.
Spannend wird die Entwicklung in den Augen des Experten in den kommenden fünf Jahren. In seiner zweiten Amtszeit als Apple CEO wird sich Cook jetzt nur noch selten auf damaligen Erfolgen des Konzerns ausruhen können. Cook müsse Apple sozusagen „neu erfinden, um weiterhin als erfolgreichstes Unternehmen der Welt zu gelten“. Hier geht’s zum kompletten Interview im Original.
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